Fragen & Antworten mit Sri Sri Ravi Shankar, 26.-28. August 2009
F: Während der Meditation wandert mein Geist sehr viel. Wann wird er sich beruhigen?
Sri Sri: Der Geist wandert nicht; er sucht nach mehr und immer mehr. Dieser Durst nach mehr wird zum Höchsten Selbst führen.
Eine kleine Erfahrung vom Selbst ist genug um dich zurück zu bringen. Zumindest bist du dir bewusst, dass der Geist wandert. Das ist schon viel. Manchmal merken die Menschen selbst das nicht. Das zu bemerken ist ein gutes Zeichen.
Wünsche entfernen dich vom Selbst. Kleine Wünsche können deine Meditation stören. Wenn du dich zur Meditation hinsetzt, dann sage dir:”Ich möchte nichts”. Als zweites sage dir:“Ich tue nichts“. Denke nicht, dass du meditieren sollst, sitze einfach und sei hohl und leer. Du musst dich nicht bemühen. Diese drei Sutras sind sehr wichtig.
F: Ich beginne meine spirituellen Übungen mit Begeisterung, aber dann lässt sie nach und etwas lenkt mich ab. Wie kommt es, dass man weiß, was gut ist und es doch nicht tut?
Sri Sri: Raja-Guna vermehrt Ärger und Wünsche. Wenn Verlangen kommt, kommen auch Wünsche. Wir gehen zwei Schritte vorwärts mit Sattva und fallen wieder zurück wegen der Störung im Raja-Guna. Selbst auf dem spirituellen Weg ist der Mensch abgelenkt. Ahara Shuddho Sattva Shuddhi - zu Beginn muss ein Sadhak (Sucher) sehr auf die Nahrung achten, die er zu sich nimmt.
Auch ist es wichtig, zur richtigen Zeit zu essen. Für einen vollkommenen Weisen ist dies nicht mehr nötig – sein Bewusstsein bleibt unberührt. Speisen beeinflussen den Geist, den Körper und das Verhalten. Wenn Raja-Guna ansteigt, zeigt sich Gereiztheit und der Ärger folgt. Im Satsang erhöht sich das Sattva.
F: In der Vergangenheit wurden Frauen dem Wissen des Yoga und der Mantren ferngehalten. Selbst heute folgen noch einige Institutionen dieser Tradition. Was ist der Grund dafür?
Sri Sri: Es ist nicht klar, wann genau sich die Gepflogenheiten änderten. Im alten Indien gab es eine sehr lange Periode, als auch die Frauen den Janeyu (weißen Faden, um den Körper geknotet) trugen. Die Göttinen Parvati und Gargi tragen ihn auf den Abbildungen. In den Schriften ist das auch zu finden. Irgendwann brach dies ab, aber es wird wieder belebt.
F: Selbst nachdem ich das Wissen gehört habe, wenn ich mich jetzt zu einem Menschen hingezogen fühle und diese Bindung nicht erfüllt wird, muss ich dann wiedergeboren werden?
Sri Sri: Diese Anhaftung löst sich durch Kripa (Gnade), Kaal (Zeit) und Seva (Dienst). Sei sicher, dass die Gnade vorhanden ist und gib Zeit (Kaal) und Dienst (Seva) Priorität. Nicht alle deine Zuneigungen und Wünsche werden erfüllt – was für dich gut und nötig ist, wird dir gegeben, das was unwichtig ist, eine Illusion des Geistes, wird verworfen . Das sollte dein Gebet sein.
F: Wie kann ich das Seva-Bhav (Absicht zu dienen) erhöhen?
Sri Sri: Ziele nicht darauf ab das Seva-Bhav zu erhöhen, damit gehst du davon aus, nicht genug davon zu haben. Wenn du dann versuchst es zu erhöhen, wird es nicht klappen.
Deshalb gehe davon aus, dass Seva-Bhav in Fülle vorhanden ist. Was dich abhält Seva zu tun ist Faulheit. Faulheit wirst du los über die richtige Ernährung und Bewegung. Alleine Seva zu machen mag dir schwierig erscheinen, dann such dir eine Gruppe. Deshalb heißt es: „Ekastapasvi, dhwiradhyayi” – wenn du Adhyayan (Studien) tun willst, mach es in der Gruppe, wenn du Tapas (Buße) tun willst, tue es alleine. Wenn du Seva tun willst, tue es in der Gruppe. Das führt zu mehr Begeisterung und es ist weniger ermüdend.
F: Wie kann ich Mukti (Befreiung) erlangen, wenn ich ein Familienleben führe?
Sri Sri: Selbst wenn du ein Familienleben führst, steigt der Wunsch nach Befreiung auf, nicht wahr? Wenn der Wunsch da ist, ist die Befreiung nicht weit. Normalerweise wünschen wir uns Befreiung von etwas, das uns ermüdet. Wenn du von Göttlicher Liebe erfüllt bist, gibt es keinen Wunsch nach Befreiung, keine Traurigkeit wegen bestehender Bindung.