30 August, 2009

Was ist der Sinn der Träume?

Im Folgenden eine Auswahl an Fragen und Antworten von Satsangs der letzten Woche:

F: Was zeichnet eine gute oder schlechte Gewohnheit aus?
Sri Sri: Sehen Raucher aus als wären sie in Glückseligkeit? Nein, aber wenn du ihnen sagst, dass sie nicht rauchen sollen, dann siehst du in ihren Gesichter Ärger und Hass. Das Rauchen selbst bringt keine Freude, aber nicht rauchen zu können bringt Unbehagen – das ist eine schlechte Gewohnheit.

Die Handlungen, die kurzfristig anstrengend sind, aber langfristig Freude bringen, sind gute Handlungen. Dies zu erkennen ist Viveka (Unterscheidungskraft).

F: Was ist der Sinn der Träume?
Sri Sri: Es gibt fünf Arten Träume:
1. Träume, in denen alte Erfahrungen sich im Bewußtsein wiederholen,
2. Träume, die unsere Wünsche und Ängste widerspiegeln,
3. Intuitive Träume, die die Zukunft zeigen,
4. Träume, die nichts mit dir zu tun haben, sie sind durch den Ort, an dem du schläft bedingt. Zum Beispiel träumst du vielleicht in chinesisch, wenn du in China schläfst.
5. Die fünfte Art ist eine Mischung aus allen.

99 % der Träume gehören in die fünfte Kategorie. Es ist weise ihnen nicht zu viel Bedeutung zu geben. Der Weise sieht diese Welt als einen Traum an. Was immer wir durch die Sinnesorgane erfahren, ist unser Eindruck von der Welt. Was du vor ein paar Stunden gemacht hast, ist jetzt wie ein Traum. Es ist eine Erinnerung. Es ist kein großer Unterschied zwischen einer Erinnerung und einem Traum.

F: Krishna muss drei Stunden gesprochen haben, um Arjuna das Wissen der Bhagavad Gita zu geben. Was haben die anderen in dieser Zeit getan?
Sri Sri: Es heisst, dass es viel Zeit brauchte, um die Bhagavad Gita zu sprechen, aber was Krishna zu Arjuna sagte, nahm nicht so viel Zeit in Anspruch. Er gab das Wissen durch innere Schau (Drishti) und es manifestierte sich in Arjuna. Die Zeit ist nicht gebunden. Um zu erinnern, was du in den letzten fünf Jahren gemacht hast, brauchst du keine fünf Jahre. Es dauert keine halbe Stunde. Ähnlich ist es mit dem Bewußtsein: Dort gibt es keine Zeit. Das Wissen in unserem Bewußtsein ist jenseits von Zeit. Um es abzurufen und zu erinnern benötigt es keine Zeit.

F: Was ist zu tun, wenn jemand dein Vertrauen mißbraucht?
Sri Sri: Mach ihnen ihr Verhalten bewußt und dann vergiß es.

18 August, 2009

Bevor die Liebe zu Hingabe wird, gibt es keine Erfüllung

Dieses Wissen sprach Sri Sri Ravi Shankar anläßlich Janmashtami (Geburtstagsfeier Krishnas) am 14. August 2009, im Internationalen Art of Living Zentrum in Bangalore, Indien.

Wir feiern Krishnas 5139ten Geburtstag. Er lebte 125 Jahre. Krishna ist kein Vyakti (Person), sondern Shakti (Energie). Krishna sagt: „Die Menschen denken ich sei eine menschliche Form, aber ich bin Ananta Shakti (endlose Energie).“ In der Bhagavad Gita sagt er: “Derjenige, der jeden in mir sieht, sieht mich in jedem. Für solchen Menschen werde ich nie verborgen sein noch wird er mir jemals fern sein.“

Krishna hatte alle Navarasas (neun Aspekte). Zum Beispiel war er schelmisch wie ein Kind, ein Krieger, verkörperte Freude und eine Quelle des Wissens. Er war ein vollkommener Freund und Guru. Es gab nie einen Freund wie Krishna und wird niemals wieder einen geben.

Krishna war Purna kala Avataran (eine vollkommene Inkarnation).

Krishna ist Bewusstsein. Der Sinn der Feier liegt darin, zu erkennen, dass Krishna in mir ist und nicht von mir verschieden.

Die richtige Art Janmashtami zu feiern, ist Krishna in unserem Bewusstsein zu erwecken.`Krishna ist nicht fern, nicht verschieden von mir, er ist in mir`- dieses Gefühl wird dein Leben mit Krishna erfüllen.

Um Krishna zu verstehen musst du zu Radha, Arjuna oder Uddhava werden.

Drei Arten Menschen suchen Zuflucht in Gott. Der Liebende, der Unglückliche und der Weise. Uddhava war weise, Arjuna war unglücklich und Radha war Liebende - alle sind gut. Arjuna war nicht wegen sich selbst betrübt, sondern wegen der ganzen Welt.

Für die Menschheit betrübt zu sein ist das Dharma (Pflicht) eines Menschen. Wenn dieser Schmerz um die Menschheit im Herzen erwacht und du weißt was du zu tun hast und was nicht, dann ist dein Leben erfüllt von Krishna.

Auf dem Schlachtfeld rät Krishna dem Arjuna ein Yogi zu werden. Krishna wird auch als Yogeshwar (Gott des Yoga) bezeichnet. Krishna sagte zu Arjuna: „Siehe Jeden in Mir und Mich in Jedem und werde ein Yogi. Habe keine Angst vor irgendwas und sei nützlich für alle.

Krishna schimpfte nie mit Arjuna, er ließ ihn nie schuldig fühlen. Er hob ihn immer an. Er erinnerte Arjuna daran, dass alle Tugenden bereits in ihm vorhanden waren. Er musste sie sich nicht erarbeiten.

Krishna wurde um Mitternacht geboren, als alle schliefen. Wenn alle Sinne schlafen, dann erwacht das Wissen vom Selbst. Das kann spirituell interpretiert werden. Deh (Körper) ist Devaki*, Prana (Lebensenergie) ist Vasudev*. Wenn Körper und Lebensenergie sich vereinigen wird die daraus geborene Glückseligkeit Nandlala** genannt.

Als Krishna geboren wurde schliefen alle Wachen ein. Wachen stehen für die Sinne und Glückseligkeit ist jenseits der Sinne. Das Gefängnis steht für den Körper und der Fluss Yamuna für die Liebe. Der Fluß stieg an bis er die Füße des kleinen Krishnas berührte. Das bedeutet, dass die Liebe so übermächtig wurde, dass sie die Füße des Herrn berühren wollte.

Bevor Liebe zu Hingabe wird ist keine Erfüllung möglich. Wenn Liebe zu einem Ding, einer Person oder Situation entsteht, ist keine Erfüllung möglich. Liebe errreicht den Höhepunkt, wenn sie die Berührung des Göttlichen erfährt.

Die Geschichte hat einen erstaunlichen Sinngehalt. Deshalb haben unsere Vorfahren eine Geschichte nicht auf Zeit und Raum beschränkt. Die Geschichte setzt sich fort, es geschieht jeden Tag

Das ist die Essenz der Bhagavad Gita.

*Devaki, Vasudev - die Eltern Krishnas
**Nandlala - ein weiterer Name Krishnas

12 August, 2009

Die Dualität birgt immer ein Dilemma

Auszüge aus einer Frage-und-Antwort-Stunde, die am 30. Juli 2009 mit Sri Sri Ravi Shankar in Bangalore, Indien, stattfand


F: Ich komme mir vollkommen isoliert vor und fühle mich sogar einsam, wenn ich mit Freunden zusammen bin. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich überhaupt irgendwo dazugehöre.

Sri Sri: Mach dir bloß keine Gedanken über deine Gefühle. Sie ändern sich ständig. Wen kümmert es? Wozu sich damit plagen? Einen Moment lang fühlst du dich sehr gut, im anderen schon schlecht. Investiere deine Lebensenergie in etwas Nützliches, in Sozialarbeit. Zeige Engagement, widme dich einer bestimmten Sache. Gib‘ der Welt ein paar Erfolge. Es kann schon sein, dass du dich manchmal plötzlich sehr gut fühlst und dann wieder sehr schlecht. Die Welt interessiert sich nicht für deine Gefühle und Gott auch nicht. Die Natur, die Welt, wird dich fragen, was du getan hast.

F: Was ist der Unterschied zwischen Wissen und Liebe? Sollte ich ein Gyani (Weiser) oder ein Premi (Liebender) sein?

Sri Sri: Was ist der Unterschied zwischen dem Kopf und dem Herzen? Sollte ein Mensch mit dem Kopf oder mit dem Herzen leben? Verfolgst du das Fernsehprogramm auch mit den Augen oder hörst du erst mal nur zu? Verstand und Herz, beide zusammen, machen den Menschen aus. Der Verstand sucht nach Neuem, nach etwas Frischem, dem Aktuellsten. Das Herz möchte etwas Altes - Preet Puraani (Liebe von früher). Das Leben ist eine Kombination aus beidem. Wissenschaft und Wissen, Liebe und Hingabe – sie alle sind wichtig. Und du besitzt sie alle. Du stellst diese Frage als ein Jigyasu (jemand, der neugierig auf Wissen ist). Und du hast auch die Liebe, deshalb akzeptierst du diese Antwort. Wenn du das Wissen nicht lieben würdest, würdest du gar nicht erst fragen oder du würdest die Antwort nicht akzeptieren. Das ist wie mit den vier Beinen eines Stuhles – wenn man an einem zieht, dann kommen die anderen drei auch mit. So ähnlich ist es auch mit Yog Karma, Gyan, Bhakti, Dhyan – sie sind wie Beine eines Tisches.

Als Arjuna verwirrt war, wandte er sich an Krishna: „Manchmal preist du den Weg des Karmas, manchmal des Gyans, manchmal des Bhakti – nenn mir den einen, denn ich bin verwirrt.” Krishna sagt, dass diejenigen, die nicht weise sind, meinen, dass diese Pfade verschieden von einander sind. Aber die Weisen wissen, dass sie alle eins sind. Wenn man sich für einen entscheidet, wird man die anderen auch gehen. Wenn man richtig Seva macht (selbstlose Hilfe für andere), dann hat man den gleichen Verdienst wie mit Dhyan (Meditation) oder Gyan (Wissen).

F: Im Leben gerät man immer mal in ein Dilemma, aber mir fehlt die Entscheidungskraft. Was kann ich dagegen tun?

Sri Sri: Die Dualität (Dvaita) birgt immer ein Dilemma. Im Alltag (Vyavahara) wirst du immer wieder auf ein Dilemma stoßen. Du hast gar keine Wahl, nimm es einfach so an.

F: Warum gibt es auf jeder Stufe des spirituellen Weges soviele Hürden?

Sri Sri: Nein, nein, das sind keine Hürden. Sie machen dir deinen Weg nur interessanter. Das ist wie mit fließendem Wasser – kleine Steinchen ergeben ein schönes Plätschern und sind schön anzusehen, sie machen alles einfach schöner. Es gibt auf diesem Pfad keine Hindernisse, auf diesem Pfad gibt es nur Freude. Geh einfach weiter, lass dich nicht aufhalten.